Kapitalismus.

Capitalism rocks.

(Picture by farukahmet, CC by-nc licensed)

Vorbemerkung: Kapitalismus ohne ordopolitischen Handlungsrahmen zerstört sich selbst. Daher gibt es Bilanzierungsregeln, ein Kartellamt, und eine gewisse Transparenz. Sinnvoll. Wenn isländische Banken aggressiv expandieren und überdurchschnittliche Zinsen ohne irgendeine Eigenkapitaldeckung versprechen, könnte man bei Interesse mißtrauisch sein – aber welcher durchschnittliche Bankkunde erkundigt sich nach so etwas? Ich würde ja auch lieber meinem Computerhändler einfach vertrauen und mir kein Hintergrundwissen aneignen müssen. Aber dann kriege ich vielleicht das teuerste oder schlechteste Modell verkauft. Oder um es mit einem Freund zu sagen: “Ich will mich damit eigentlich gar nicht beschäftigen müssen.” Verständlich.

Warum wird nun Herr Ackermann dafür kritisiert, dass sein Bankhaus eines der ordentlich geführteren darstellt und daher das Annehmen staatlicher Hilfen absolut nicht seinem (und meinem) Verständnis von freiem Markt und Vermeidung von Wettbewerbsverzerrungen entspricht? Nur weil die Bundesregierung sich heimlich wünscht, dass alle Banken Staatskapital annehmen, damit Bürger nicht im freien Wettbewerb (und okay, sicherlich etwas destabilisierend wirkend) von ihrer öffentlich Hilfe in Anspruch nehmenden Bank zu einer anderen wechseln, die offenbar eine sinnvollere Risikoverteilung ihrer Investments besitzt und einfach fähiger mit Geld wirtschaften kann?

Welche Banken haben in Deutschland bisher Probleme gehabt? SachsenLB (staatlich), IKB (ehemals zu 38% staatlich durch die KfW, nun 90%), KfW (staatlich), BayernLB (staatlich), Hypo Real Estate (teilweise ehemals staatliche Depfa). Interessanter Anteil staatlicher Banken hier. Die deutschen Landesbanken/Sparkassen verzerrten den Wettbewerb lange genug dank ihrer besseren Bonitätseinstufungen aufgrund staatlicher Deckung. Wer bitte braucht staatliche Banken?

Der Staatssozialismus, der in verschiedenen Ausmaßen nun in Island, UK, USA und Frankreich durch (Teil-)Verstaatlichungen eingeführt wird, macht oftmals Marktselbstbereinigungen zunichte, da er den internationalen Wettbewerb verzehrt (so denn diese Banken international tätig sind) – da nimmt dann z.B. die ING-Gruppe nur Staatsgeld in Anspruch, um einen ähnlichen Handlungsspielraum zu erhalten, den andere Banken zuvor erst durch Staatsgelder erhalten haben.

Ja, man hätte sicherlich in den USA durch Geld- und Fiskalpolitik viel früher Anreize zur Erhöhungen der privaten Sparquote schaffen können, wenn dies gewollt gewesen wäre. Ich hoffe immer noch inständig, dass die Vormachtstellung des US-Dollars (die nur durch das unsägliche Bretton-Woods-System der fixierten Wechselkurse entstanden ist, einer 20 Jahre währenden Lizenz zum Gelddrucken wie blöde ohne Inflationsängste) hoffentlich bald gebrochen wird.

Wenn Kapitalismus angeblich nicht funktioniert (taz, 01.10.: “Kapitalismus gescheitert”; Lidové noviny, 18.09.: “Ende des Kapitalismus?”), warum fordert dann bisher niemand, nicht einmal Die Linke, konsequent Realsozialismus? Offenbar existiert halt kein sonstiges Konzept, was den Erwartungen der meisten Menschen bezüglich Wohlstand und individueller Freiheit besser Rechnung trägt als das momentane?

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