Pattie.

Nation2Nation-Party, gestern abend. Vorneweg: Arne, gute Idee, aber jegliche einheimische Musik wurde gepflegt ignoriert, wie DJs halt so sind…

Es war interessant, in einen völlig leeren Club zu kommen, mit gefühlten 10 Kilo Kartoffelsalat unter Arm, und dann zusammen mit 20 anderen Österreichern und Deutschen zwei Stunden zu warten, bis sich die ersten “normalen” Gäste einfinden. Die Präsentation (oh ja, es gibt eine Computer-Präsentation) war zunächst für 22 Uhr angesetzt, aber anscheinend gab es Probleme mit Österreich – eine Videodatei ist nicht dasselbe wie eine Powerpoint-Präsentation, letzteres war aber nun mal die Vorgabe.
So vergehen die Stunden, und zwischendurch traf mich ein weiteres Mal der berüchtigte “Du kennst Dich doch mit Computern aus, oder?”-Satz (diesmal mit österreichischem Akzent), mit dem Zusatz “Wir brauchen eine Ad-hoc-Verbindung zwischen zwei Rechnern”, den ich großzügig mit einem “Sorry, von Windows hab ich keine Ahnung” ausgeschlagen habe, was einem allerdings gleich einen verächtlichen Blick sowie den Satz “Noch so einer mit Linux!” einhandelt, und eine Stunde später dann auch noch den triumphierenden Satz “Windows! Jetzt läuft’s!”. Habe daraufhin meine ehrlichen Glückwünsche übermittelt (allerdings vielleicht eher für das Ausdauervermögen).
Halb eins war dann Präsentationsstart, was dem Club sicherlich nicht gefiel, denn wenn die Bude gerappelt voll ist mal eben für geplante 20 Minuten die Musik runterzuziehen, was dann aber 40 Minuten werden… nicht gerade geschäftsfördernd. Die Stimmung war allerdings sehr gut, und die Präsentation überwältigend, dank unseres danach heiseren Sprechers und Christian, der stilecht in Tracht ein Faß hereingetragen und angezapft hat.

Wie immer im Face2Face-Club ist die Musik äußerst wechselhaft (oh yeah! Oldies, Techno, R’n’B als Zufallsmix), aber diesmal war ich für 4 Minuten sehr zufrieden: Es scheint in vielen Clubs die notorischen 20 Minuten Eurodance zu geben (“sie Vanille er Schoko”, wie die Massiven es mal zutreffend beschrieben haben), mit Katastrophen wie La Bouche oder Ice MC, oder Höhepunkten wie: 2 Unlimited. Ich habe “Tribal Dance” noch nie zuvor in einem Club hören dürfen, aber die vor sich hin blubbernde 303 zusammen mit der abwärtsgeführten Synthi-Fläche im Refrain ist so göttlich, daß ich aus dem breitesten Grinsen nicht mehr herauskam. Da mich nun Leute zu recht für vollends bescheuert hielten, musste ich zu meiner Verteidigung sagen: Ich saß des öfteren mal mit Kopfhörern hinter einem Mischpult, und eine gute Produktion (vgl. die 909 bei “Pump up the Jam”) ist mir sehr viel wert – teilweise zählt die Produktion ja mehr als der Künstler (und bei Timbaland und Neptunes kann ich das teilweise auch nachvollziehen).
“Sie verlieren sich in Monologen, Herr Möchtegern-Musikjournalist.” – “Oh ja.”

Danach dann in den Cross Club, der aus einem metallenen Labyrinth psychedelicher LED-Leuchten und Antriebsrädern besteht – so in etwa, wie man sich ein bequemes Raumschiff auf LSD in einem guten Science-Fiction-Film der 70er Jahre vorstellt.
Die Bude hat dann aber auch um 5 geschlossen, und als wir beim Rausgeschmissenwerden noch von einem Jungen angesprochen wurden, woher wir denn seien, entstand dann für mich (auf deutsch) noch die kurze Unterhaltung, die irgendwann einmal geschehen musste, wenn man sagt, aus Deutschland zu kommen – ohne Anschuldigung, dafür direkt, gradlinig und ohne ‘Vorwarnung’, so dass ich betroffen und völlig außer Stande bin, irgendetwas zu sagen: “Ah, Deutschland. Meine halbe Familie ist in Auschwitz gestorben.”

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2 Responses to Pattie.

  1. Arne says:

    Also André wenn er zu dir sagt “Ah Deutschland. Meine halbe Familie ist in Auschwitz gestorben.” denn musst du Antworten á la “Auschwitz, hmmm, das liegt doch gar nicht in Deutschland!” Wäre ja gespannt gewesen, was er dazu gesagt hätte. ;-) Aber schon heftig wenn man so den Abend ausklingen lässt.

  2. andre says:

    @arne: der junge war aber nicht boes, und hielt auch nix von erbschuld, von daher war das ganze kein problem. knallt halt nur, wenn man das abbekommt.

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