Nach einem wunderschönen Wochenende mit Steffi (inkl. Besuch von Aida für 1 EUR sowie einem Eishockey-Halbfinal-Playoff des HC Sparta Praha gegen Bílí Tygři Liberec, und Sonne im Park genießen) hat mich nun das normale Studentenleben wieder, zumindest für ein paar Tage…
Den Zeitungen zufolge (zwei Minister der Vorgänger-Regierung sitzen im Gefängnis wegen etwas Militärflugzeug-Filz sowie anderer Geschichten, die ich gerade wieder vergessen habe) und dem was mir Professoren sowie Tschechen bisher erzählt haben, ist die ČR (also das Land, in dem ich lebe) eines der korruptesten Länder in der Europäischen Union.
Bisher habe ich allerdings nur das Gegenteil erlebt, zumindest im öffentlichen Sektor. Der private Sektor allerdings irritiert mich manchmal schon:
Am Dienstag war wieder die allwöchentliche N2N-Party, und irgendwann gegen halb vier bemerkte ich Jacques (ein belgischer Student) vor der Toilette des Clubs, zusammen mit noch zwei Franzosen und zwei Bodyguards des Clubs. Dazu muß ich sagen, dass in diesem Club die eigentlichen Toiletten im Keller sind, und es eine einzige Toilette (ohne Vorraum mit Waschbecken, wie sonst) im Eingangsbereich gibt.
Jacques wurde beschuldigt, in der Toilette den Spülkasten und die Klopapier-Plastikverkleidung zertrümmert zu haben; Jacques wiederum sagte, daß dies bereits schon vorher kaputt war. Der Satz, der alle Beteiligten allerdings stutzig gemacht hat, kam von einer Mitarbeiterin des Clubs: Wenn Jacques 3000 CZK zahle, so würde man nicht die Polizei rufen. Aaah ja….Was mich nun wundert – Ist das ernstgemeintes “Probleme einfach und unbürokratisch lösen”, oder ist das, zusammen mit dem Gebaren der Bodyguards, der Versuch, schnelles Geld mit einigen Ausländern zu machen?
Die herbeigerufene Polizei, die gleich mit Blaulicht und vier Streifenwagen kam, war allerdings total korrekt – einige Beamte konnten Englisch sprechen, Jacques hat zweimal seine Version der Dinge erzählt, und danach zog die Polizei dann auch wieder ab, obwohl Jacques so klang, als ob er bei einem Ausflug auf die Polizeiwache gerne seine Botschaft angerufen hätte, die dann sicherlich sofort einige Luftgeschwader und Panzer zur Befreiung losgeschickt hätte (sicherlich über teutsche Autobahnen)…
Weitere Anekdoten in dieser Kategorie wären eigentlich nur, daß einige Leute bereits Strafe zahlen mussten für lautes Singen auf der Straße (nun gut), und daß man wohl auch mal einige Kronen blechen darf, wenn man eine grüne Fußgängerampel zwei Meter neben den Markierungen quert.
Insgesamt aber muß ich sagen: Ich halte das hier für ein recht sicheres Pflaster, allerdings lasse ich mich auch nicht in Clubs erst mit Alkohol vollaufen und dann verprügeln, wie es zumindest zwei Leuten bisher ergangen ist.