VŠE, VŠE.

Nun gut, was mache ich hier eigentlich an der E (das ist meine Uni)? Neben der wunderbaren Caféteria mit Palačinky (für die Nicht-Österreicher: Pfannkuchen) gehe ich natürlich auch brav zu meinen folgenden englischsprachigen Vorlesungen:

  • Entrepreneurship (Unternehmensführung)
    Einer der Hauptgründe meines Auslandsaufenthalts hier.
    Die “Vorlesung” ist äußerst interaktiv (wie alles hier, also kein Einschlafen während eines anderthalbstündigen Monologes), das heißt, daß nach einigen Folien und (Gast-)Vorträgen eines der drei Dozenten wir (14 Leute im Kurs) manchmal spontan eine Aufgabe bekommen (“Überlegt euch eine Geschäftsidee und präsentiert die dann hier. 20 Minuten Zeit.” oder “Wir haben nun die verschiedenen Typen von Konsumentencharakteren gelernt. Vier Gruppen, und jeder entwickelt nun ein Werbeplakat für ein neues Fahrrad für jeden dieser Charaktere.”), oder wir auch einmal Filme schauen oder einige Folgen von Dragon’s Den auf BBC Two, um selbst ein Gefühl zu bekommen, wie man mit einer Geschäftsidee scheitern kann und warum, oder auch um Gründe für Erfolg zu finden.
    Die Note basiert auf aktiver Mitarbeit (10%), der Erstellung und Präsentation eines Geschäftsplans (30%), einem Interview und Essay mit einem Unternehmer, den man sich selbst zu suchen hat (30%), und der Klausur am Ende (30%).
  • Elementary Czech (Elementares Tschechisch)
    Ano, jsem cizinec, mluvím trochu česky, ale studuju. Ich erhalte mein Bier, und ich beherrsche den Akkusativ. Die Lehrerin ist sehr gut, da sie realistisch ist und weiß, daß wir nur für 4 Monate hier sind, und sie sich daher auf das wesentliche konzentriert und nicht versucht, uns die gesamte Grammatik beizubringen. Die Vokabelschwemme am Anfang war immens, und der Unterricht (da gleich in der zweiten Woche aufgrund der großen Nachfrage eine Parallel-Veranstaltung eingeführt wurde, wodurch ich nicht mehr mit 29, sondern mit 11 anderen im Raum sitze) ist fordernd und macht Spaß, da es sehr abwechslungsreich ist. Vor einigen Tagen war die Midterm-Klausur, wir haben noch eine Endklausur Ende April (jeweils 25% der Note), sowie zwei Essays mit je 150 Wörtern über unser Land und unsere Familie zu schreiben und diese auch vorzutragen (je 20%). 10% gibt es für die Anwesenheit und mündliche Beteiligung. Das Buch hat die Dozentin selbst geschrieben und es ist auch zugeschnitten auf 14 Wochen Uni.
  • Cross-Cultural Management Communication (Multikulturelle Kommunikation im Management)
    Keine Klausur, nur ein zweiseitiges Essay (“essay-2 pages A 4, topic: application of Hofstede´s value dimensions on your own intercultural experience”) über meine Arbeit in einem indischen Software-Team (25%), sowie Anwesenheitspflicht (75%; Strichlisten sind äußerst einfach zu fälschen). Klassische Vorlesung (200 Studenten anwesend), manchmal etwas trocken (wenn die Professorin nur aus ihrem Buch vorliest), manchmal sehr unterhaltsam (wenn Gastdozenten über ihre bewaffnete Kindheit in Nordirland vortragen). Die Vorträge sind nach Ländern/Kulturen sortiert (ČR, UK, Japan, Arabien etc.), und nicht nach Unterpunkten (Augenkontakt, Power Distance, Individualismus vs. Kollektivismus, Maskulinität vs. Feminität, Unsicherheitsvermeidung, polychronisches vs. monochronisches Verhalten etc.).
  • e-Business
    Dieses Fach ist merkwürdig. Ich habe immer noch nicht das Gefühl, daß ich wirklich verstanden hätte, worum es hier geht. Wir reden über Balanced Scorecards, Entreprise Ressource Planning, IS/ICT Services und Recent Trends in Enterprise Information Systems and Application Delivery Models, und mir dämmert, daß es sich um eine Mischung aus Projektmanagement, Logistik, sowie Management of Information Systems (oder so) handelt. Die Vorträge der wechselnden Professoren sind oftmals interessant, allerdings fehlt mir manchmal der rote Faden, wenn ich bei Eurostat oder beim Czech Statistical Office Vergleichsdaten zu Broadband Penetration, Mobile Phone Subscriptions oder ICT Expenditure heraussuche.
    Die Note setzt sich zusammen aus aktiver Beteiligung, der Klausur Anfang Mai sowie einer Hausarbeit mit 10 bis 20 Seiten und ihrer Präsentation. Potentielle Hausarbeitsthemen klingen ähnlich schwammig, abkürzungsreich, und interessant (“Analysis of market trends of ERP applications – Open Source, SaaS, SOA”).
  • Business Negotation Skills (Geschäftsverhandlungsfähigkeiten)
    Dies war ein dreitägiges Blockseminar, geleitet von einer Studentin. Ich habe keinen großen Unterschied zu einem Volkshochschul-Rhetorik-Kurs vorfinden können (“Been there, done that, got the t-shirt.”), wir haben zweiminütige Vorträge vor der Videokamera halten dürfen und dies dann analysiert, eine English Debate geführt (zwei Gruppen haben eine Pro- und Contra-Position zu einem Thema wie Abtreibung oder Sterbehilfe einzunehmen und es wird der Reihe nach diskutiert), sowie dann doch noch ein flinkes Rollenspiel zwischen Kunde und Verkäufer geführt, welches dann aber zum Ende hin mit “Wir haben doch keine Zeit”-Rufen der Dozentin beendet wurde. Ich habe hier den “Business”-Teil aus dem Veranstaltungstitel vermisst, war aber zufrieden, daß wir alle explizit um Feedback zur Veranstaltung per E-Mail gebeten wurden (in Deutschland habe ich oft das Gefühl, daß diese ganzen [vorgeschriebenen] Evaluationsbögen eh im Papierkorb landen, selbst wenn über Jahre immer wieder die gleiche Kritik geübt wird).

Das Bewertungssystem sieht hier wie folgt aus:

  • 100-90%: A – Excellent (Exzellent)
  • 89-75%: B – Very good (Sehr gut)
  • 74-60%: C – Average (Durchschnitt)

Hmm. Bis hierher war dies eigentlich ein perfekter Blog-Eintrag für meine Eltern, und wer Ostereier findet, darf sie behalten.

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